Nachdem ich nun letzte Woche "The social network" gesehen habe, lässt mich ein Gedanke nicht mehr los: Die Welt verwandelt sich durch Facebook in eine Art amerkianischen Campus.
Ich meine damit, dass das Facebook-Grundprinzip - und damit zusehends auch das aller Sozialen Medien - nicht unbedingt einem universalen menschlichen Bedürfnis entspringt, sondern abgeleitet ist aus den manchmal etwas befremdlichen Eigenheiten des amerikanischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems, wie wir es aus zig Teenie- und Screwball Comedies und aus Wall Street kennen. Wichtig und toll ist nur, wer die meisten Fans hat, wer in den wichtigsten Clubs Mitglied ist und wer optisch und symbolisch "am besten aussieht". Die Unterscheidung der Welt in Freaks und Geeks, in Coole und Außenseiter wird zum globalen Marketingprinzip.
Mir ist schon klar, dass Marketing immer und überall und nicht nur in den USA hat versuchen müssen, möglichst viele Menschen zu aktivieren. Aber die Plattheit, mit der das Prinzip "Schuljahrbuch" und das ausdauernde Selbstmarketing nun durch einen recht simplem Marketingkanal auch im persönlichen Umfeld von Menschen Einzug hält erstaunt mich schon. Anders geartete kulturelle Metaphern wie "Das verkannte Genie" oder "Stille Wasser sind tief" haben hier kaum eine Chance. Genauso wenig wie die Privatsphäre.
Ich bin deshalb Facebook gegenüber nicht übermäßig kritisch eingestellt. Das effektivere Prinzip setzt sich nun mal durch. Aber der vergleichsweise geringe kulturelle Widerstand gegen diese Veränderung erstaunt mich schon. Erfolg macht anscheinend wirklich sexy.