Corporate Social Media brauchen die Corporate VIPs

Social Media im Unternehmensumfeld stellen viele überkommene Wahrheiten der internen Führung und Kommunikation infrage. Zuallererst sicherlich die Hierarchie und die Kaskade als solche. Social Messaging-Systeme sind ihrer Philosophie nach basisdemokratisch, was sich normalerweise nicht gerade nahtlos in den Alltag der meisten deutschen Unternehmen einfügt. Es ist kaum ein CEO vorstellbar, der sich die Aufmerksamkeit seiner Mitarbeiter erst verdienen möchte (so lehrreich das hin und wieder auch wäre). Und kaum ein Vorgesetzter, den nicht hin und wieder die Angst vor Kontrollverlust plagt, und der dann nichts weniger brauchen kann, als Mitarbeiter, die Ideen, Klagen oder Gerüchte genau dann in Umlauf setzen, wenn er den Q3-Report vorbereiten muss. Aus diesen Erfahrungen heraus – die wir in jedem einzelnen unserer Projekte gemacht haben – sind für komplexe Organisationen generell solche Systeme zu bevorzugen, die den einen oder anderen Mechanismus bieten, um Hierarchie auch im Microblogging abbilden zu können. Das können Mechanismen kontrollierter Gruppenbildung genau so sein, wie spezielle „Chefschalter“, die Aufmerksamkeit garantieren (als eine Art „promoted tweets“). Allzu hart dürfen solche Methoden nicht in den „flow“ des Systems eingreifen, wenn die Wirkung nicht grundsätzlich demotivierend sein soll. Da sein müssen sie aber, wenn auch idealerweise ungenutzt. Denn es bleibt festzuhalten:

Sie werden die Realität der Leadership in Ihrem Unternehmen nicht kurzfristig durch ein Tool verändern. Tragen Sie Ihrer Kultur und den Gewohnheiten Ihres Managements zu Beginn durch organisatorische und technische Vorkehrungen Rechnung, die Kontrolle versprechen. Nur dann werden Sie diese wichtige Gruppe als Sponsor für Ihre Aktivitäten gewinnen. Der Berg muss in diesem Fall zum Propheten.

(Dieser Post ist ein Exzerpt eines Beitrags zu "Social Media in der Unternehmenskommunikation" von Lars Dörfel und Theresa Schulz.)