Carsten Rossi war Gast im Metaverse Podcast von Thomas Riedel. Wir veröffentlichen hier einige seiner Antworten, die vielleicht für den einen oder anderen etwas Licht ins Hype-Thema rund um das Web 3.0 bringen können.
Carsten Rossi ist unser Business Developer. Er sucht also einerseits nach neuen Möglichkeiten, unsere bestehenden Agenturleistungen an die Frau oder den Mann zu bringen. Er ist vor allem aber auch immer auf der Suche nach dem "nächsten großen Ding", dem Über-Kommunikationstrend, auf den wir uns vorbereiten und in dessen Rahmen wir uns weiterentwickeln müssen, um für unsere Kunden relevant zu bleiben.
Dieses nächste große Ding scheint nun das "Metaverse" zu sein, also dieser manchmal noch recht unscharfe Technologiecluster aus VR, AR, Blockchain und anderen avancierten Technologien. Um das im Blick zu behalten und mitzugestalten, engagiert sich Carsten aktuell im brandneuen Ressort Metaverse des BVDW, wo er zuvor u.a. an den Themen Corporate Digital Responsibility und Enterprise 2.0 mitgearbeitet hat.
In seiner aktuelle Metaverse-Rolle wurde er jetzt vor kurzem von Thomas Riedel vom Metaverse Podcast interviewt - und wir veröffentlichen hier einige seiner Antworten, die helfen können, das Hype-Thema einzuordnen. Wir empfehlen allerdings, idealerweise die komplette Episode zu hören - oder ihn gleich ganz zu abonnieren, z.B. auf Spotify.
Anmerkung: Die Antworten sind der besseren Lesbarkeit halber zum Teil redigiert, entsprechen inhaltlich aber dem Gesagten. Die Fragen sind als Strukturelemente und Absatzüberschriften eingefügt worden und entsprechen nicht den Originalfragen von Thomas Riedel.
Was ist das Metaverse überhaupt?
Wir haben mal versucht, das im BVDW zu definieren. Wobei es wichtig ist, zu betinen, dass wir es als Vision formuliert haben. Wir haben und gefragt: Was ist der Endzustand, auf den wir hinwollen? Weil der Ist-Zustand ja maximal chaotisch ist, da müssen wir uns nichts vormachen.
„Die ultimative Vision des Metaverse ist ein dezentralisiertes, interoperables, beständiges und mit allen Sinnen wahrnehmbares, digitales Ökosystem mit unbegrenzter Nutzerkapazität. Es wird sowohl in einer erweiterten (AR) als auch in einer rein virtuellen Realität (VR) mit der physischen Welt koexistieren. Das voll entwickelte Metaverse wird mit dem realen Leben verschmelzen und unsere Gesellschaft und die Art und Weise, wie wir uns vernetzen, miteinander arbeiten, leben und mit Marken interagieren, grundlegend verändern.”
Geht es noch ein bisschen konkreter?
Klar, wir haben im Verband noch eine sehr schöne Grafik, die kann ich jetzt nicht gut zusammenfassen, aber wir haben letztendlich sechs Layer mit einzelnen Modulen da drin.
(Link zum BVDW Infoblatt.)
Was fasziniert Dich persönlich am Metaverse?
Die Faszination ist für mich nicht unbedingt technologisch, auch nicht ökonomisch. Für mich persönlich ist die Faszination soziologischer Natur, die gesellschaftliche Fortschreibung dessen, was sich in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Am Ende wird es lebens- und gesellschaftsverändernd sein, wie die Definition oben ja auch betont: "... wird mit dem realen Leben verschmelzen und unsere Gesellschaft und die Art und Weise, wie wir uns vernetzen, miteinander arbeiten, leben und mit Marken interagieren, grundlegend verändern.”
Wie, denkst du, sollten uns wir als Vertreter der digitalen Wirtschaft dem Metaverse nähern?
Ich würde es mal "wachsame Kreation" nennen. Soll heißen: man muss vorsichtig ausprobieren. Immer nur zu lesen, was gerade andere tun, ist auf die Dauer wenig hilfreich. Ich gestehe, ich habe Mitte der 90er mal einen Artikel übers Internet geschrieben, ohne schon anständigen Browser zu haben. Das war ein Fehler. Heutzutage habe ich aber beim Thema Metaverse oft den gleichen Eindruck. Bei dem einen oder anderen Artikel, den ich sehe, glaube ich, dass er oder sie noch niemals eine VR Brille aufgehabt hat. Deshalb empfehle ich, da wirklich reinzugehen. Das meiste ist ja im Moment noch wahnsinnig niedrigschwellig, ist kostenlos auszuprobieren etc. ... Im Moment ist alles noch in so einem Level, wo man sagen kann: So richtig viel kannst du noch nicht kaputt machen. Aber sei Dir von vorneherein sehr bewusst über das, was du tust, weil wir nach 30 Jahren eigentlich zu klug sein müssten, um die gleichen Fehler noch mal zu machen.
Und womit verbringst Du den größten Teil deiner Zeit im Metaverse?
Mit dem Ausprobieren und Anlegen von virtuellen Welten. Also ich war gestern zum Beispiel zum ersten Mal in AltspaceVR von Microsoft. Also das Interagieren dort funktioniert schon verdammt gut. Ich bin da auf verschiedenen Plattformen, z.B. auch FrameVR etc. Die haben teilweise sehr niedrige Zugangsschwellen, sind im Browser verfügbar, sehen dann aber eben auch so aus, ein bisschen billig. Aber eigentlich sind alle schon in einem Zustand, dass man denkt, ja, da kann ich eine ganze Zeit verbringen.
Du bist Literaturwissenschaftler. Welches Buch würdest Du außer Snowcrash jemandem empfehlen, der das Metaverse auch literarisch und gemütlich auf dem Sofa kennenlernen will.
Otherland von Tad Williams, definitiv.Das ist für mich von all den Büchern, von all den literarischen Kreationen die faszinierendste gewesen. Eigentlich müsste ich das jetzt wirklich noch mal mit dem Textmarker durchgehen. Da sind sämtliche Möglichkeiten technologisch drin beschrieben, aber auch sämtliche Gefahren, die darin stecken. Das hilft mir wesentlich eher als Snowcrash, über das alle reden.