Im Change Management bewegt sich in letzter Zeit einiges. Deutsche Thought Leader wie Harald Schirmer (hier ein sehr lesenswerter Beitrag) versuchen, Stück für Stück aus dem engen Korsett klassischer Change Prozesse auszubrechen. Und unsere Change und Adoption Kommunikation? Macht immer noch Reklame.
Kurz ein Blick darauf, welche Tools und Methoden wir (ja, wir leider auch immer wieder mal) in der Change Kommunikation einsetzen.
Vieles davon hat seine Berechtigung und eine gewisse Logik. Ich brauche Sparringspartner, Sponsoren und Aufmerksamkeit. Aber im eigentlichen Sinne überzeugend ist es eben nicht. Gerade die Gießkanne wird von den Mitarbeitern zusehends ausgeblendet wie Online Werbung im Web. Die Kollegen haben doch längst einen Adblocker im Kopf. Persönlich (zunächst) Irrelevantes wie allgemeine Unternehmensziele (höher, schneller, besser) wird ausgeblendet. Und doch argumentieren wir meistens ex-cathedra, überzeugt von der Richtigkeit und Alternativlosigkeit unserer Mission. Wir kommunizieren allein aus unserer Perspektive, als Überzeugte und Besserwisser, kurz: wir betreiben Propaganda.
Dabei sollten wir es wirklich besser wissen. Tragen wir doch das Credo des „What’s in for me“ bei der Entwicklung unserer Technologien wie eine Monstranz vor uns her. Nur was relevant ist, wird angenommen und genutzt. In unserer Kommunikation jedoch beantworten wir meistens nur die Frage „Whats in for the company“. Und genau hier muss die Evolution der Kommunikation ansetzen. Und genau hier können wir vom Bösen, lernen, vom Marketing. genauer gesagt: vom Content Marketing.
Content Marketing (Definition hier) stellt im Gegensatz zur Werbung "nicht die positive Darstellung des eigenen Unternehmens mit seinen Produkten in den Mittelpunkt, sondern bieten nützliche Informationen, weiterbringendes Wissen oder Unterhaltung.“ Es ist eine Reaktion auf die Erfahrung, dass die Conversion-Quoten klassischer Reklame im Keller sind - was meines Erachtens eben auch für (weitestgehend) geschlossene Systeme wie Unternehmen gilt. Die Adoption Quoten sind deshalb ebenfalls zusehends im Keller. Das geht alles viel zu langsam und statt über die Zukunft des Unternehmens nachdenken zu können, streiten wir allzu oft noch über die Sinnhaftigkeit von Features.
Content Marketing ist mehr als „Werbung“ durch nützliche oder unterhaltende Inhalte zu ersetzen. (Obwohl es schon wichtig genug ist, nicht nur Schweinebauch-Reklame zu machen sondern Inhalte zu publizierten, die wirklich nützlich und brauchbar sind.) Content Marketing besteht mittlerweile aus einem ganzen Werkzeugkasten von sich ergänzenden, effektiven Techniken, die das Interesse des Unternehmens und die Bedürfnisse seiner Kunden miteinander in Einklang bringen, um auf diese Weise die unternehmerische Ziele möglichst effizient zu erreichen. Sehen wir uns einmal zwei davon an:
Diese und viele andere Elemente binden werden in einer professionellen Content Strategie zusammen gebunden (bei Kammann Rossi heißt das Content Action Framework), die jeden einzelnen aus der „Ziel-"Gruppe ernst nimmt und bis zum Kauf - der Adoption - führt.
Und genau das gilt es auch für die Change und Adoption Kommunikation zu tun.
Und jetzt bitte nicht gleich weinen und schimpfen, nach dem Motto: „Aber Marketing ist böse, kapitalistisch und flutet die Welt mit Dingen, die wir nicht brauchen.“ Mag für manche Produkte gelten, aber doch nicht für unsere arbeits- und lebensverändernden New Work-Konzepte und Technologien. Und letztlich ist (Content-)Marketing einfach nur eine Grundfunktion, um unternehmerische Ziele und individuelle Bedürfnisse so aufeinander abzustimmen, dass eine Win-Win Situation entsteht - was genau der Aufgabe korporativer Change Kommunikation entspricht. Vom Marketing zu lernen heißt besser zu werden. Wir müssen die Chance Kommunikation nun endlich in dieses Jahrzehnt holen. Sie muss besser werden, effizienter und zugleich menschlicher. Übertragen auf die oben genannten Techniken heißt das zum Beispiel:
All das gilt es zu verzahnen und zu planen und in eine professionelle Content Strategie einbauen. Wie ein Marketer gilt es, Schritte vorauszudenken, Materialien vorzuproduzieren, auf dem Weg wieder zu lernen und taktisch zu optimieren.
Fazit: Es steht Marketing drin, ich weiß. Das wirkt vielleicht kalkuliert, kalt, verkäuferisch, gewinnorientiert. Aber denkt daran: die Welt besteht nicht nur aus Überzeugungstätern, also Euch. Wenn ihr erfolgreich sein wollt genügt es nicht, die gute Botschaft zu verkünden. Eine solche Haltung ist arrogant und teilt die Welt in Gut und Böse ein. Wer’s nicht glaubt gehört nicht zu uns. Nein, es gibt andere Ziele und Bedürfnisse. Nehmt diese ernst, geht darauf ein und nutzt sie als Katalysatoren für Eure Ziele. Win Win ist nichts Verwerfliches. Genauso wenig wie Erfolg.