von Carsten Rossi | 09.08.2018 | 5 Minuten Lesezeit
In einer gemeinsamen Studie haben wir mit der Berliner School for Communication and Management (SCM) Rahmenbedingungen und Trends rund um Produktion und Akzeptanz von Mitarbeitermagazinen untersucht. Für die Studie „Die Zukunft der Mitarbeiterzeitschrift (MAZ) 2017“ wurden mehr als 200 Kommunikationsprofis aus Unternehmen, Agenturen und Dienstleistern in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Es ist die dritte Studie ihrer Art.
Die Teilnehmer der Studie „Die Zukunft der Mitarbeiterzeitschrift (MAZ) 2017“ repräsentieren einen Querschnitt aus nahezu allen Betriebsgrößen und relevanten Branchen der Wirtschaft sowie wichtiger staatlicher Institutionen in den D/A/CH-Ländern.
Die Ergebnisse der Studie zeichnen in vielen Punkten ein durchwachsenes Bild des Mediums und seiner Rahmenbedingungen. Einerseits ist die Zahl der Mitarbeiter-Publikationen mit einem Anteil von derzeit 72,5 Prozent in den Unternehmen insgesamt rückläufig. Im Jahr 2015 waren es noch 87,0 Prozent. Zugleich hat sich jedoch der Anteil der Unternehmen, die erstmals die Herausgabe einer Mitarbeiterzeitung planen, im selben Zeitraum auf vier Prozent verdoppelt. Das Mitarbeitermagazin bleibt somit auch in Zukunft ein wichtiges – und für viele Entscheider unverzichtbares – Instrument der internen Kommunikation.
Nach den Ergebnissen der Studie von Kammann Rossi und SCM liegt die Zukunft der Mitarbeiterzeitung dabei klar erkennbar im Digitalen, wobei die gedruckte Ausgabe derzeit noch immer ihre Berechtigung findet.
Um die strategische Planung des Mitarbeitermagazins und seiner Formate zu unterstützen und somit einen – sowohl inhaltlich als auch wirtschaftlich sinnvollen – Betrieb des Mediums zu gewährleisten, erscheint eine kontinuierliche Erfolgskontrolle unverzichtbar.
Die Printausgabe ist nach den Erhebungen von Kammann Rossi und SCM nach wie vor das in den Unternehmen am häufigsten verbreitete Format:
Die weiteren Formate werden digital bereitgestellt:
Der überwiegende Teil der Mitarbeitermagazine erscheint drei bis sechs mal jährlich (64,1 Prozent). Rund ein Fünftel der Unternehmen produziert mehr als sechs Ausgaben pro Jahr (22,1 Prozent). Die gedruckte Ausgabe umfasst dabei meist zwischen zwölf und 28 Seiten (38,6 Prozent). Nur jedes vierte Heft ist dünner als ein 12-Seiter, jedes dritte umfangreicher als 28 Seiten (35,7 Prozent).
Zum Vergleich: Knapp zwei Drittel aller Ausgaben, die für das Intranet aufbereitet werden, umfassen maximal 15 Artikel. Ein Drittel der Online-Ausgaben besteht aus bis zu 30 Artikeln.
Was die Vorstellungen zu Umfang und Erscheinungsturnus angeht, sind sich die Unternehmen mit und ohne Mitarbeitermagazin laut Umfrage einig.
Die für die Produktion von Mitarbeitermagazinen zur Verfügung stehenden Budgets bleiben sowohl im Vergleich zu früheren Studien als auch in den Prognosen der Befragten konstant:
Knapp zwei Drittel erwarten in Zukunft keine Budgetsteigerungen, 19,3 Prozent der Befragten gehen gar von Einsparungen bei der MAZ aus. Andererseits rechnen 14,3 Prozent mit einer Erhöhung der zur Verfügung stehenden Mittel.
Dabei liegen die Jahresetats in vielen Unternehmen im Vergleich zu Kaufmagazinen auf einem allgemein eher niedrigen Niveau:
Die thematischen Schwerpunkte von Mitarbeitermagazinen liegen sowohl auf Personen und Teams als auch auf Produkten, Projekten und weiteren Sachthemen aus den Unternehmen. Beide Bereiche – Menschen und betriebliche Belange – werden von den Redaktionen in ihrer Bedeutung als in etwa ebenbürtig betrachtet. Gleiches gilt für die Tonality der Beiträge: Sachliche und emotionale Ansprache halten sich die Waage.
Bei der Verteilung der inhaltlichen Schwerpunkte auf die zur Verfügung stehenden Medienkanäle setzen die Studienteilnehmer jedoch klare Prioritäten:
Bis dato hat die Printausgabe der Mitarbeiterzeitschrift nur wenig von ihrer Zugkraft verloren, obwohl sich zugleich der Ausbau der digitalen Kanäle in der internen Mitarbeiterkommunikation dynamisch weiterentwickelt und der Vertrieb des gedruckten Mitarbeitermagazins, der häufig über den Postversand erfolgt, kostenintensiver und aufwendiger ist als die der digitalen Versionen.
Die Ergebnisse der jüngsten Studie zur Zukunft des Mitarbeitermagazins legen nahe, dass für beide Formate zum jetzigen Zeitpunkt gleichermaßen erkennbarer Bedarf besteht und sie sich entsprechend ergänzen:
Dennoch können sich nur wenige Experten das gedruckte Mitarbeitermagazin als wirklich zukunftssicheres Medium vorstellen. Bereits in früheren Studien ließen sich dabei für Print eher zurückhaltende Zukunftserwartungen erkennen:
Zumindest mental scheint der Rückzug der Printausgaben folglich unausweichlich. Er vollzieht sich allerdings in der Praxis deutlich langsamer als die Zukunftsprognosen vermuten lassen.
Viele Unternehmen setzen stattdessen auf eine Multi-Channel-Strategie, bei der die Produktion der verschiedenen Kanäle stärker miteinander verzahnt wird, ohne den eigenständigen Charakter der jeweiligen Formate zu verwässern.
Bei den digitalen Formaten bestehen laut Studie zur „Zukunft der Mitarbeiterzeitschrift“ weitgehende Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Auffallend ist vor allem, dass der Anteil der derzeit genutzten Formate stark von den Wunschvorstellungen der Studienteilnehmer abweicht, in deren Unternehmen bisher noch keine Mitarbeiterzeitschrift (MAZ) erscheint:
Im Vergleich zu den Ergebnissen aus früheren Studien ist der Anteil des statischen PDF leicht zurückgegangen (2015: 60,2 Prozent) – vor allem zugunsten einer Nutzung dynamischer Inhalte im Intranet oder als mobile App. Doch die Herausgeber der Studie beklagen, dass die Frage, auf welchen Endgeräten und in welchen Formaten die Mitarbeiter die angebotenen Informationen tatsächlich optimal wahrnehmen, mangels entsprechender Erhebungen bislang offen bleibt.
Titel, Ideen, Themen, Konzepte, Aufbau,r Auszeichnungen und Vertrieb des Mitarbeitermagazins stehen häufig im Fokus von Agenturen und internen Redaktionen, wenn es um die Zukunft des Mitarbeitermagazins geht. Doch nur wenige Unternehmen messen regelmäßig den damit verbundenen Erfolg. Als Gründe für die mangelnde Evaluation werden vor allem fehlende Ressourcen (52 Prozent) und Budgets (16,9 Prozent) angeführt.
Im Gegensatz dazu wünschen sich 84,9 Prozent der befragten Experten für die Zukunft ihres Mitarbeitermagazins eine kontinuierliche Erfolgsmessung. Lediglich 5,4 Prozent legen keinen Wert darauf, zu erfahren, wie das Magazin von den Mitarbeitern im Unternehmen angenommen wird.
Die Herausgeber der MAZ-Studie vermuten, dass es Unternehmen im Redaktionsalltag teilweise an technischen und administrativen Voraussetzungen mangelt, um mit vertretbarem Aufwand eine regelmäßige Erfolgsmessung für ihre Mitarbeitermagazine zu realisieren.
Dabei ließe sich eine Evaluation vor allem auf digitale Weise erreichen. So könnte etwa die gezielte Nutzung von Social Software die Feedbackbereitschaft der Mitarbeiter stärken und dadurch hilfreiche Erkenntnisse zur Akzeptanz von Inhalten und Formaten der MAZ liefern:
Die Nutzung von Social Software für die Erfolgsmessung der gedruckten oder digitalen MAZ könnte in der derzeitigen Transformationsphase zu einem wichtigen Instrument für die Auswahl von Themen und deren Aufbereitung sowie für die Form der Bereitstellung und die Distribution der MAZ avancieren. Darüber hinaus kommen weiterhin klassische Feedbackkanäle wie Leserbriefe, E-Mails oder Gewinnspielaktionen für die Zufriedenheitsabfrage der Mitarbeiter mit „ihrer MAZ“ in Frage.
Wichtiger Hinweis: Die Einreichungsphase für den Inkometa Award 2019 hat begonnen. Ab sofort können Sie Ihre Projekte aus der Internen Kommunikation aus 2017 & 2018 einreichen. Die Einreichungsfrist endet am 28. Januar 2019. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.