Verbindende Elemente

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Illustration: Kammann Rossi GmbH

Global aufgestellte Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter über Dutzende Länder und mehrere Kontinente hinweg zusammenhalten. Das von Kammann Rossi und wortwert für die GTAI realisierte Magazin Markets International beschreibt drei Erfolgsfaktoren für die internationale Mitarbeiterkommunikation.

Wo liegt noch gleich Harsewinkel? Die Kleinstadt im ostwestfälischen Münsterland ist nicht jedem sofort ein Begriff. So ist es auch mit vielen anderen Standorten des Weltkonzerns von dort: Landmaschinenhersteller CLAAS ist mit mehr als 11.000 Mitarbeitern und fast vier Milliarden Euro Umsatz der weltweit viertgrößte Produzent von Mähdreschern, Traktoren, Ballenpressen und anderem landwirtschaftlichem Hightechgerät. Das Unternehmen hat einen Exportanteil von rund 75 Prozent, betreibt Produktionsstätten und Niederlassungen in Europa, Russland, Amerika, China und Indien. Viele Standorte liegen in naturgemäß ländlichen Regionen: Das Unternehmen ist auch weit jenseits der großen Weltwirtschaftszentren vertreten etwa auf den Marshallinseln, auf der mikronesischen Insel Guam, in der Mongolei, auf Haiti und in Togo. Zwischen dem Arbeitsalltag der 2.300 Mitarbeiter im Stammwerk in Harsewinkel und dem Alltag der Mitarbeiter an vielen anderen Standorten liegen buchstäblich Welten. Wie gelingt es weltweit aufgestellten Unternehmen wie CLAAS, dennoch ein Gemeinschaftsgefühl bei allen Mitarbeitern zu erzeugen – und sprachliche wie auch kulturelle Hürden zu überwinden? Die interne Kommunikation spiele dabei eine Schlüsselrolle, ist Andrea Montua überzeugt. Die Kommunikationsberaterin hat viele Jahre in der internen Kommunikation eines Großkonzerns gearbeitet und ist Leiterin des Arbeitskreises Interne Kommunikation der Deutschen Public Relations Gesellschaft. „Viele Unternehmen, vor allem international aufgestellte Mittelständler, merken zurzeit: In einer immer schnelllebigeren Wirtschaftswelt wird es wichtiger, dass alle Mitarbeiter weltweit eng und ohne Reibungsverluste miteinander kommunizieren und kollaborieren“, berichtet Montua. Das stelle viele Unternehmen vor große Herausforderungen.

„Alle Mitarbeiter in ihrer jeweiligen Realität abzuholen, sprachliche und kulturelle Unterschiede aufzugreifen, unterschiedliche Hierarchien und Organisationsformen einzubinden: Das ist viel Arbeit“, betont die Kommunikationsexpertin.

Erfolgsfaktor 1: Macht abgeben

Mit der klassischen zentralisierten Kommunikationsstrategie, die viele Unternehmen noch verfolgen, sei diese Herausforderung jedenfalls kaum zu schaffen, sagt Montua. Einfach nur Informationen aus der Unternehmenszentrale auf Deutsch und Englisch um die Welt zu schicken, reicht also nicht. „Viele Unternehmen hoffen nun darauf, dass neue Kommunikationstechnologien wie Social Intranet, mobile Mitarbeiter-Apps und Kollaborationstools die Herausforderungen der internationalen Mitarbeiterkommunikation lösen können“, berichtet sie aus dem Beratungsalltag. Und es stimmt: Durch solche Werkzeuge ergeben sich neue Möglichkeiten. „Aber in erster Linie braucht es eine ganzheitliche Strategie und die nötige Geduld, um wirksame Kommunikationsnetzwerke im Unternehmen aufzubauen.“

Erfolgsfaktor 2: Gemeinsame Werte hervorheben

Bei Landmaschinenhersteller CLAAS setzt man auf gemeinsame Werte und Ziele als verbindendes Element. „Viele unserer Mitarbeiter kommen aus der Landwirtschaft oder aus landwirtschaftsnahen Familien. Auch wenn sie an sehr unterschiedlichen Standorten leben und arbeiten, ist das ein verbindendes kulturelles Element“, sagt Kommunikationschef Wolfram Eberhardt. CLAAS’ White-Collar-Worker, also Büroangestellte, die keinen direkten persönlichen Bezug zur Landwirtschaft haben, fühlten sich dem gemeinsamen Ziel aber ebenso verpflichtet, erklärt Eberhardt. „Wir arbeiten in einer Industrie, die das Ziel hat, die Menschheit mit Nahrungsmitteln zu versorgen“, sagt er. „Bis 2050 müssen wir rund neun Milliarden Menschen auf dieser Welt satt bekommen.“ Viele seiner Kollegen finden es wichtig, mit ihrer Arbeit auf dieses Ziel hinzuarbeiten und etwas zu bewirken: sei es durch die Entwicklung und Forschung zu Hightechlandmaschinen, sei es durch die Entwicklung regionaler Lösungen für Landwirte. An allen Standorten legt das Unternehmen Wert darauf, Mitarbeiter langfristig zu binden. Eine so dezentrale Organisation produziere unweigerlich „Zentrifugalkräfte“, weiß Eberhardt. Will sagen: Wenn jeder zehnte Mitarbeiter einen chinesischen Pass hat, kann man nicht die Kommunikation allein aus der Firmenzentrale in Harsewinkel gestalten und steuern.

Erfolgsfaktor 3: Neue Technologien nutzen

Eines der wichtigsten Tools für die Umsetzung der internationalen, interaktiven Mitarbeiterkommunikation bei CLAAS ist das klassische Mitarbeitermagazin, das aber in mehrere Sprachen übersetzt wird. „Das Printmagazin ist ein verbindendes Element: Egal, wo die Mitarbeiter leben, sie nehmen das Magazin mit nach Hause, zeigen es ihrer Familie. Es liegt auf dem Couchtisch, erreicht alle Generationen.“ Ähnlich wie viele Unternehmen, in denen der Anteil der mobil arbeitenden Angestellten hoch ist und nicht alle Kollegen regelmäßig am Computer oder Laptop arbeiten, setzt CLAAS zudem auf die neuen Möglichkeiten der mobilen Kommunikation: Gemeinsam mit der Belegschaft hat die Unternehmenskommunikation eine eigene App entwickelt. Damit haben alle Mitarbeiter weltweit Zugriff auf Kontaktdaten ihrer weltweiten Kollegen. Sie können Informationen und Dokumente über die App austauschen, ihre eigenen Arbeitszeitkonten und Gehaltsabrechnungen kontrollieren, den lokalen Kantinenplan abrufen. „Die App ist zudem nahtlos verknüpft mit unserem Content-Management-System“, berichtet Eberhardt. Die Kommunikationsprofis und Manager in der Unternehmenszentrale, aber auch die aus den regionalen Niederlassungen können dort Inhalte einspielen, die für ihre Mitarbeiter relevant sind. Wichtige Nachrichten der Unternehmensleitung kommen per Push-Nachricht auf jedes angeschlossene Mobiltelefon. Die App sei eine Möglichkeit, die Unterschiede zwischen den White-Collar- und den Blue-Collar-Angestellten zu reduzieren, also zwischen Büroarbeitern und den Angestellten in der Produktion und „im Feld“. Auf einen ähnlichen Ansatz setzen Großkonzerne wie die Deutsche Bahn und die Lufthansa, die ähnliche Apps entwickeln wie das Familienunternehmen CLAAS.

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Der ganze Artikel von wortwert-Autorin Sarah Sommer steht in der Ausgabe 3/19 von Markets International mit weiteren Erfolgsfaktoren und Tipps zum Thema sowie Best-Practices mittelständischer Unternehmen.