Auch die Deutsche Bahn setzt mit ihrer Mitarbeiterzeitung "echt:zeit" auf die mobile Variante.
Interne Kommunikation im Umbruch: Warum alle plötzlich Apps wollen...
News und Storys, die bislang im Intranet oder in gedruckter Form gespielt wurden, sind immer öfter fester Bestandteil interaktiver Apps für Smartphone und Tablet. Frank Wolf ist Co-Founder des Chemnitzer Softwareunternehmens Staffbase, das auf App-Lösungen für die Mitarbeiterkommunikation spezialisiert ist. Im Exklusiv-Interview mit Kammann Rossi berichtet er von seinen Erfahrungen bei der Produktion und Distribution des App-Formats – und von einer Art „Revolution“ in der internen Unternehmenskommunikation.
Worin liegt für Sie als Entwickler die Zukunft der Mitarbeiterzeitung?
Die gedruckte Ausgabe wird es sicherlich immer geben, nur wird sie künftig vielleicht nicht mehr so regelmäßig erscheinen, sondern vielmehr anlassbezogen – zum Beispiel zu Messen, Events, Jubiläen oder anderen wichtigen Unternehmensereignissen. Dann aber mit groß aufgemachten längeren Artikeln und Interviews, die eine gewisse Haptik und Wertigkeit verdienen. Die digitalen Inhalte werden dagegen künftig in der App gebündelt – als schnelles Nachrichtenmedium und interaktivem Kanal mit sowohl informativen als auch unterhaltsam gemachten Inhalten, die dann sowohl auf allen gängigen Mobilfunkgeräten als auch am Desktop im Büro oder am Laptop Zuhause genutzt werden können.
Frank Wolf von Staffbase im Interview.
Ist die Nachfrage nach Apps für die interne Kommunikation in letzter Zeit gestiegen?
Ja, ganz enorm. Wir sehen einen deutlichen Zuwachs über die letzten Jahre. Das sieht man ganz gut auch an unserer eigenen Entwicklung. Staffbase wurde 2014 mit 6 Mitarbeitern gegründet und inzwischen arbeiten bei uns über 80 Kollegen von der Produktentwicklung bis zur Kundenberatung. Alles dreht sich bei uns um Apps für die Mitarbeiterkommunikation, die wir inzwischen an mehreren Standorten für Kunden weltweit anbieten.
Wie aufwendig ist die Implementierung einer App?
Auch dabei hat sich in kurzer Zeit viel verändert. Unternehmen, die früher eine App brauchten, mussten diese oft komplett neu bauen lassen. Das war recht teuer und die Ergebnisse auch sehr begrenzt, weil man ja immer wieder von vorn begonnen hat. Ganz abgesehen von den Folgekosten, da ja bei jeder App laufend Anpassungen zu den Updates von Apple und Android Systemen vorgenommen werden müssen. Heute nutzen wir eine fertige Plattform, die aus Content Management System, Apps für iOS und Android und einer Web-Ansicht besteht und dann nur noch für das Design und die Inhalte des Unternehmens konfiguriert werden muss. Der Entwickler kümmert sich dabei also auch um alle regelmäßig notwendigen Updates. Daraus hat sich ein sehr dynamischer Markt entwickelt.
Was kostet so eine Mitarbeiter-App?
Es gibt mehrere Preismodelle, die auf den Webseiten der jeweiligen Anbieter näher erläutert werden. Bei uns sind die Preise unter anderem von der Anzahl der Mitarbeiter in den Unternehmen abhängig. Dadurch können sich auch kleinere Unternehmen eine App leisten, die früher hohe Entwicklungskosten gescheut haben. Das gleiche gilt auch z.B. für einzelnen Standorte von großen Unternehmen, die so viel einfacher starten können. Bei Erfolg können dann weitere Unternehmensteile mit wenig Risiko auf den Zug aufspringen. Über unsere Website kann man übrigens eine Testversion anfordern, mit der die Funktionen kostenlos ausprobiert werden können.
Wie sieht es mit der laufenden Pflege der App aus?
Wir kümmern uns darum, dass die Technik stets den neuesten Anforderungen der Betriebssysteme entspricht. Die Unternehmen können sich also ganz auf ihre Inhalte konzentrieren. Der Content selbst wird, ähnlich wie bei WordPress oder HubSpot, über ein Content Management System vom Unternehmen, den Mitarbeitern oder der beauftragten Content Marketing Agentur wie zum Beispiel Kammann Rossi produziert und in die App eingepflegt.
Kann eine App das gedruckte Mitarbeitermagazin oder gar die Intranet-Ausgabe vollständig ersetzen?
Viele Unternehmen verfügen bereits über eigene Formate für die Mitarbeiterkommunikation, zum Beispiel eine Mitarbeiterzeitung oder eine Intranetplattform. Die App ist ein weiterer Kanal, der zunächst oft nur für die mobilen Endgeräte gedacht ist. Wir beobachten aber, dass viele Unternehmen dazu übergehen, mit der App nach und nach auch Funktionen zu erfüllen, die vorher dem klassischen Intranet vorbehalten war. Zum einen werden die Inhalte der Mitarbeiter-App redaktioneller, zum anderen erfolgt die Nutzung der App eben auch auf dem Desktop – mit allen Funktionen des bisherigen Intranets.
Bietet eine App Funktionen, die in den klassischen Formaten Printmagazin oder Intranet nicht realisierbar wären?
Bei der App stehen vor allem kürzere Texte, dafür mehr Bilder, Slide-Shows, Videos, Live-Streams, Umfragen, Spiele oder Chats im Vordergrund. Wichtige News pushen auf dem Display auf. Dadurch werden ausgewählte Artikel deutlich öfter angeklickt als gewohnt. Das alles entspricht vor allem dem Nutzerverhalten der jüngeren Mitarbeiter. Hinzu kommen zwei weitere wichtige Aufgaben: die Interaktion zwischen Management und Mitarbeitern – an jedem Ort, zu jeder Zeit. Die App ist immer dabei: im Büro, in der Werkstatt, im Außendienst, bei Bedarf auch in der Freizeit. Jeder Mitarbeiter kann sich über die App einbringen. Das reicht vom klassischen Kommentar zu den Inhalten bis hin zum digitalen Schwarzen Brett, über das die Mitarbeiter auch untereinander kommunizieren können. Die App erfüllt also alle Aufgaben eines ‚Kommunikations-Intranets‘. Die zweite wichtige Funktion der App besteht in der Nutzeranalyse.
Welche Nutzerdaten werden bei der App erhoben?
Die Analyse erlaubt unter anderem Rückschlüsse darauf, wie oft welcher Artikel angeklickt und gelesen wurde. Dabei wird zukünftig auch eine Auswertung nach Nutzergruppen möglich sein. Natürlich werden dabei die Datenschutzbestimmungen beachtet. Es geht also nicht soweit, das Nutzerverhalten jedes einzelnen Mitarbeiters auszuwerten. Dennoch sind diese Statistiken sehr wertvoll. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel einen Strategiewandel vollzieht und dies über die App kommuniziert, kann es mit Hilfe der Analysen feststellen, ob alle Standorte mitziehen. Außerdem lassen sich über die App für jeden Unternehmensstandort eigene News einspielen. Das trägt ganz wesentlich zur Bindung der Mitarbeiter bei, die sich dann nicht als kleines Rädchen im großen Getriebe sehen, sondern sich mit ihren Anliegen vor Ort in den App-Inhalten wiederfinden.
Vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserer aktuellen Studie zur „Zukunft der Mitarbeiterzeitschrift“.